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Bericht der EU-Kommission: Bis 2030 werden in der EU weitere elf Millionen Pflegekräfte benötigt

Angesichts der immer größeren Zahl pflegebedürftiger Menschen in der EU sind bis zum Jahr 2030 EU-weit weitere elf Millionen Pflegekräfte nötig, um die Pflege-Aufgaben bewältigen zu können. Wenn nicht qualifizierte ausländische Gesundheits- und Pflegekräfte zuziehen würden, sei die Versorgung nicht zu schaffen. Eine gemeinsame Anwerbe-Strategie der EU fehle aber. Um auch künftig die Langzeitpflege ihrer alternden Bevölkerung sicherstellen zu können, stünden die EU-Länder vor großen Herausforderungen. Das geht aus der Studie „Health und Longterm-Care Workforce“ der Europäischen Kommission hervor.

In den EU-Staaten sind im Durchschnitt 20,3 Prozent der Menschen älter als 65 Jahre. Die älteren Menschen haben EU-weit statistisch eine weitere Lebenserwartung von im Schnitt 20 Jahren; die Hälfte dieser Zeit verbringen sie in einem schlechten Gesundheitszustand. In Deutschland gibt es eine der ältesten Bevölkerungen in der EU (Anteil: 21,5 Prozent).

Um die Pflege alter Menschen zu gewährleisten, greifen die EU-Mitgliedsstaaten bereits seit mehreren Jahren auf Arbeitskräfte aus der EU oder aus dem EU-Ausland zurück. Auch die Mobilität innerhalb der EU spiele dabei eine Rolle. Im Jahr 2018 kamen 1,3 Millionen dieser Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU. Fünf der 27 EU-Staaten haben zwei Drittel der ausländischen Pflegekräfte rekrutiert: Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Schweden.

Die Herausforderung, die bislang nicht gelöst sei, so die Autoren der Studie: Das Potenzial ausländischer Arbeitskräfte, die in der EU im Gesundheits- oder Pflegesektor arbeiten möchten, sei nicht ausgeschöpft. Es gäbe keine EU-spezifischen Instrumente, um ausländisches Gesundheitspersonal und Pflegekräfte anzuwerben.

In Deutschland wurde 2019 die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) eingerichtet. Die DeFa ist eine vom Staat getragene Gesellschaft, die Zuwanderungsverfahren seitens deutscher Behörden für Pflegekräfte beschleunigen soll, die von privaten Personalvermittlungsfirmen, Krankenhäusern und Pflegeheimen aus dem Ausland angeworben wurden.

Die Studie geht auch auf die Möglichkeiten der telemedizinischen Versorgung ein, die in den EU-Staaten sehr ungleich sind. Auch die digitalen Fähigkeiten der Nutzer insbesondere in der älteren Generation sind EU-weit sehr unterschiedlich. In Deutschland hatten im Jahr 2019 rund 36 Prozent der 65- bis 74-Jährigen zumindest grundsätzliche digitale Kompetenzen; dieser Wert liegt deutlich höher als im EU-Durchschnitt (24 Prozent).

Auf einen wichtigen Aspekt gehen die Autoren der Studie wenig ein: Die Rahmenbedingungen, die ein Altern in Gesundheit erlauben, würden auch den Druck verringern, ausländische Pflegekräfte für die EU zu akquirieren.

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